
Der Ursprung der Sprache?
Woher kommt die Sprache? Seit wann beherrschen wir sie? Man denkt meist nicht genauer darüber nach, wie wir die Fertigkeit, mit anderen zu kommunizieren, erlernt haben. Aber sie ist ein fundamentaler Bestandteil unseres Lebens und bedeutend für die Entwicklung des Menschen. Die Sprache gibt es in den verschiedensten Formen. Es gibt weltweit ca. 6500 verschiedene Sprachen, aber die genaue Anzahl kennt niemand. Dazu kommen natürlich auch die unzähligen Dialekte.
Sprache gibt es auch nicht nur in der gesprochenen Form. Manche Leute bedienen sich der Zeichensprache, und wir alle bedienen uns mehr oder weniger bewusst der Körpersprache. Sprache ist nichts Beständiges, sie verändert sich genau wie die Menschen mit der Zeit und der Region. Wir formen sie, und sie formt uns. Die Sprache sagt viel über den Menschen aus, der sie benutzt. Sie kann uns nicht nur seine Herkunft verraten, sondern gibt durch Dialekte und durch die Verwendung bestimmter Begriffe oft Hinweise auf die Kultur, die Interessen und das Alter der Person.
Sprache macht uns zu dem, was wir sind. Sie unterscheidet uns von den Tieren. Auch wenn Forschungen inzwischen ergeben haben, dass Tiere durchaus untereinander kommunizieren und sogar Dialekte verwenden, wurde unsere komplexe Art zu kommunizieren bisher in der Tierwelt noch nicht wiedergefunden. Auch lässt sich im Gegensatz zur Schrift nicht genau sagen, seit wann sie existiert. Man hat jedoch in einer Höhle in Israel das Skelett eines Neandertalers mit Zungenbein gefunden, woraus man schließen kann, dass dieser Mensch die Fähigkeit zu sprechen besaß. Manche Forscher vermuten sogar, dass die Vorfahren der Neandertaler bereits vor 300.000 Jahren zumindest auf niedrigem Niveau die Lautsprache beherrschten.
Zum Ursprung der Sprache gibt es die verschiedensten Theorien. Man unterscheidet zum Beispiel zwischen der Theorie der Monogenese, die besagt, dass der Ursprung der Sprache ein einmaliges Ereignis ist, und der Theorie der Polygenese, wobei sogenannte Ursprachen zu verschiedenen Zeitpunkten bzw. an verschiedenen Orten entstanden sind, aus denen sich dann im Laufe der Zeit weitere Sprachen entwickelt haben. Eine bekannte Theorie hierzu stammt zum Beispiel von Jacob Grimm, der sogar in Frage stellte, ob die Sprache überhaupt vom Menschen erschaffen wurde oder ein Geschenk Gottes ist. Die biblische Geschichte des Turmbaus zu Babel handelt von Menschen, die alle eine einheitliche Sprache sprechen und einen Turm bauen, der bis in den Himmel reichen soll. Dadurch versuchen sie, sich mit Gott auf die gleiche Stufe zu stellen, selbst göttlich zu sein, und Gott bestraft sie dafür, indem er ihre Sprache verwirrt, sodass sie anstatt der einen alle unterschiedliche Sprachen sprechen und sich nicht mehr untereinander verständigen können. Ist die Vielzahl der Sprachen also ein Geschenk Gottes? Oder könnte man es vielleicht eher als eine Art "Fluch Gottes" sehen? Man kann es nicht genau sagen. Dies sind nur drei der bekannteren Theorien zum Ursprung der Sprache, von denen es noch viele mehr gibt.
Eine Einzelsprache ist zu vergleichen mit einem Baum. Nach ihrem Ursprung in einer bestimmten Gegend, dem Baumstamm also, teilt sich die Sprache in verschiedene Dialekte auf und verbreitet sich in den umliegenden Gegenden. Bei diesem Vergleich wären das die Äste und Zweige. Immer wieder entstehen z. B. durch Erfindungen und Entdeckungen neue Wörter, sogenannte Neologismen, während andere Wörter mit der Zeit vergessen wurden. Sie sind wie die Blätter eines Baumes, die im Frühling erblühen, und wenn Ihre Zeit gekommen ist, verwelken sie und fallen zu Boden. Die Sprache ist eines der komplexesten Gebilde, das man sich vorstellen kann. Sie wandelt sich ständig. Es ist zu bezweifeln, dass wir Ihren Ursprung jemals ganz nachvollziehen können.
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